But first coffee. Kaffee ist für viele nicht einfach nur irgendein Getränk. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt durchschnittlich bei 0,4 Liter und somit ist Kaffee noch vor Wasser das beliebteste Getränk der Deutschen. Doch viele Yogis und Ayurvedis stellen sich die Frage, ob sie auf Kaffee verzichten sollten. Warum eigentlich?

Passen Yoga und Kaffee zusammen?

Kaffee enthält eine nicht unwesentliche Menge an Koffein und ist aufgrund seiner stimulierenden Wirkung für viele der Wachmacher Nr.1. Das liegt auch daran, dass Kaffee unser Nervensystem anregt und eine vermehrte Bildung der Hormone Cortisol und Adrenalin bewirkt. Klar, Adrenalin ist auch wichtig. Vor allem, wenn wir gegen Raubtiere kämpfen müssen oder auf der Flucht sind. Aber als dauerhafter Ersatz für eine anregende Runde Yoga am Morgen? Das geht natürlich auch sanfter.

Yoga hingegen ist ein Weg zur tieferen Form des Selbst und dafür bekannt, dass es uns erden und ausbalancieren kann. So sagt auch Patanjali: „Yogash Chitta-Vritti-Nirodha“: Yoga ist das zur Ruhe bringen des Geistes.

Wirkt der Genuss von Kaffee unserer Yogapraxis also nicht entgegen? Sieht zunächst so aus. Warum ich trotzdem ab und zu einen leckeren Kaffee trinke, erfährst du jetzt.

Das sagt die Wissenschaft zum Thema Kaffee

Vielleicht hast du auch schon mal Erfahrungen damit gemacht. Sobald wir mal zwei Tassen mehr als gewohnt trinken, meldet sich unser Körper schnell zu Wort. Erhöhter Puls und Blutdruck, Magenreizungen und Nervosität sind da keine Seltenheit. Außerdem gilt Kaffee bekanntlich als ein Lebensmittel, das den Organismus übersäuern kann. All dies wollen wir natürlich vermeiden.

Auf der anderen Seite zeigen verschiedene Studien inzwischen auch diverse gesundheitliche Vorteile von Kaffee. So soll ein maßvoller Kaffeekonsum vorbeugend wirken bei Diabetes Typ II, bei verschiedenen Krebserkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen. Nicht zu vergessen die Glückgefühle, die ein cremiger, italienischer Cappuccino in uns auslösen kann.

Fakt ist:  Wir müssen uns von unserem Schubladen-Denken befreien, denn gut oder schlecht gibt es bei fast keinem Lebensmittel.

Kaffee aus Sicht der Ayurveda

Der Ayurveda teilt Lebensmittel nicht nach ihrem Nährstoff- oder Kaloriengehalt und schon gar nicht in „gut“ oder „schlecht“ ein, sondern nach ihrer individuellen Wirkung auf unseren Körper. Kaffee enthält vor allem die Elemente Luft und Raum. Er schmeckt bitter und hat leichte, trocknende, und erhitzende Eigenschaften und wirkt stimulierend.

Kaffee erhöht somit Vata und Pitta und bewirkt eine Senkung von Kapha. Gleichzeitig regt Kaffee unser Verdauungsfeuer Agni an. Obwohl Kaffee Agni zunächst anregt, kann die trockene Eigenschaft des Kaffees langfristig zu Verstopfung führen.

Kaffee für die Doshas

Vata: Vata-Typen sollten Kaffee nur hin und wieder als Genussmittel konsumieren. Neben ihrer übersprießenden und energiegeladenen Art tendieren sie nämlich auch schnell zu Nervosität und innerer Unruhe, was durch Kaffee verstärkt wird.

Um den Kaffee für Vata zuträglicher zu machen, kannst du ihn mit einem großen Schuss warmer Milch und Süßungsmittel trinken. Bei einer Vata-Dysbalance, die mit erhöhtem Stressempfinden und innerer Unruhe einhergeht, sollte auf Kaffee verzichtet werden.

Pitta: Pitta-Typen sind meist ehrgeizige und dynamische Persönlichkeiten. Ist Pitta erhöht, neigen diese Menschen gerne mal zu Reizbarkeit, Hautproblemen, Sodbrennen oder Hitzewallungen. Besser vertragen Pitta-Typen Kaffee, wenn er mit Milch und einem großen Glas Wasser getrunken wird. Bei einer Pitta-Dysbalance sollte weitgehend auf Kaffee verzichtet werden.

Kapha: Kapha-Typen vertragen Kaffee meist nicht nur gut, sondern der gezielte Einsatz von Kaffee kann bei ihnen sogar positive Wirkungen zeigen. Am besten sollten Kapha-Konstitutionen Kaffee immer schwarz und ungesüßt trinken.

Wenn du also beispielsweise im Frühling unter Frühjahrsmüdigkeit leidest, die dem Kapha-Dosha zugeordnet wird, kann ein Kaffee hin und wieder wahre Wunder wirken. Stammt die Müdigkeit jedoch von einem entkräfteten Vata oder ausgebranntem und überarbeitetem Pitta-Dosha, so wird Kaffee den gegenteiligen Effekt auslösen.

Du siehst also, es kommt immer drauf an und verlangt nur ein wenig Sensibilität und Einfühlvermögen für unsere eigenen Bedürfnisse. Im Ayurveda als ganzheitliche Wissenschaft des Lebens gibt es keine starren Verbote oder Gebote. Wie so oft ist es auch beim Thema Kaffee alles eine Frage des Gleichgewichts.

Wie ich das Thema Kaffee für mich gelöst habe

Wir brauchen keinen Kaffee, um wach zu sein. Versprochen. Das kann ich dir aus eigener Erfahrung bestätigen, denn auch ich habe jahrelang auf meinen morgendlichen Kaffee bestanden. Ich habe zwar nie viel Kaffee getrunken, aber die eine Tasse musste dann schon sein. Und wenn ich sie dann doch mal auslassen musste, meldete sich mein Körper gleich mit extremer Müdigkeit zu Wort.

Das Paradoxe an Kaffee ist, dass er häufig gegen Müdigkeit getrunken wird. Tatsächlich kann Kaffee jedoch Erschöpfung und Müdigkeit geradezu fördern. Denn Stress ermüdet und sobald der Kaffeerausch abgeklungen ist, fallen wir so richtig in ein Nachmittagstief und holen uns als Ausgleich den nächsten Kaffee und dazu am besten noch eine Puddingschnecke.

Doch die Wahrheit ist: Wenn du es geschafft hast, einige Wochen auf Kaffee zu verzichten, wirst du merken, wie du auf einmal viel mehr Energie hast und dich morgens wacher und klarer fühlst als je zuvor. Auch das bekannte Nachmittagstief lässt sich nicht mehr blicken.

Es heißt nur durchhalten. Denn die ersten Tage kann der Kaffeeentzug durchaus Symptome wie Kopfschmerzen, Erschöpfung und Verstopfung hervorrufen. Das ändert sich aber schnell und du wirst das Gefühl der Klarheit und Frische am Morgen nicht mehr missen wollen. Oft gewählte Alternativen zum morgendlichen Kaffee sind übrigens Chai-Tee ohne Schwarztee, Getreidekaffee oder auch mal ein Matcha-Latte. Wenn ich Lust auf ein cremiges Heißgetränk habe, bereite ich mir gerne einen Rooibos-Tee mit Mandelmilch zu oder mixe mir einen köstlichen Drink aus Reismilch, weißer Mandelbutter, Zimt und Rosenwasser.

4 Tipps, um Kaffee deiner Konstitution zuträglicher zu machen

Wenn du dennoch nicht auf deinen morgendlichen Kaffee verzichten möchtest, kannst du ihn mit diesen einfachen Tipps bekömmlicher machen:

1. Richtige Röstung

Die Art und Weise, wie Kaffee geröstet wurde, kann einen großen Unterschied bewirken. Versuche nur zur Kaffeesorten zu greifen, die schonend geröstet wurden. Diese sind besonders bekömmlich.

2. Qualität statt Quantität

Weniger ist mehr. Greife bevorzugt zu sortenreinem und qualitativ hochwertigem Arabica-Kaffee. Dieser ist nicht nur bekömmlicher, sondern auch aromatischer.

3. Gewürze

Die saure Wirkung des Kaffees kannst du durch den Einsatz von Gewürzen abpuffern. Fein gemörserter Zimt, Anis, Sternanis, Koriandersamen, Fenchelsamen, Kardamom und Ingwer sind besonders geeignet.

4. Mach aus deinem Kaffee ein schönes Ritual

Meiner Erfahrung nach wirken negative und zermürbende Gedanken weitaus schädigender auf den Organismus, als ein unregelmäßig genossener Kaffee es tut. Trinke lieber seltener einen Kaffee und zelebriere ihn dafür umso mehr. Auch Genuss und Sinnlichkeit spielen in der Ayurveda eine große Rolle.

Mein Fazit: Natural high

Kaffee ist ein wundervolles Genussmittel. Jedoch sollte er dies auch bleiben. Spüre in dich hinein und höre auf dein Bauchgefühl. Das ist immer der beste Weg zur nachhaltigen Balance und ganzheitlichen Zufriedenheit.

Alles Liebe,
Verena

 

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