Der Zustand unseres Verdaungsfeuers (Agni) nimmt im Ayurveda eine maßgebliche Rolle ein. Der Ayurveda betrachtet auch das Thema Verdauung aus ganzheitlicher Perspektive. Er schaut dabei nicht nur auf ein einzelnes Organ, sondern untersucht die Wechselbeziehung der Doshas mit dem Agni und dem daraus resultierenden gesunden Gewebeaufbau.

Wenn unser Agni gesund und stark arbeitet, wird dafür gesorgt, dass alle Nährstoffe optimal verdaut werden können und uns auf ihrem Weg durch die Gewebe nähren.

Gerade in der heutigen Zeit ist es jedoch leider eher die Ausnahme, dass wir uns tagtäglich ein liebevoll zubereitetes Essen kochen und es in aller Ruhe und mit Achtsamkeit zu uns nehmen. Im Gegenteil: Viele essen im Stehen oder Laufen, unterwegs, im Auto oder schieben sich abends lieber die TK-Pizza in den Ofen. Über einen längeren Zeitraum kann ein solcher Lebensstil unser Verdauungsfeuer schwächen. Das wollen wir natürlich vermeiden.

Wenn wir agni, unser Verdauungsfeuer anregen, werden die Verdauung und der Stoffwechsel angekurbelt und nebenbei noch die Fettverbrennung aktiviert. Unsere Energie kehrt zurück und wir fühlen uns leicht und kraftvoll.

Der Ayurveda gibt uns ein paar einfache und hilfreiche Tipps, um agni zu stärken.

 

Verdauung anregen: 12 Tipps aus der Ayurveda für ein starkes agni

  1. Verdauung stärken durch gutes Kauen: Mindestens 30 Mal solltest du jeden Bissen deiner Speisen kauen, bevor du ihn runterschluckst. Hiermit nimmst du deiner Verdauung bereits eine Menge Arbeit ab. Außerdem erhält dein Organismus bereits erste Informationen, was demnächst so auf ihn zukommt. Mehr Informationen findest du in diesem Artikel.
  2. Keep it simple: Du entlastest deine Verdauung, wenn du einfache Gerichte kochst, die aus wenigen Zutaten bestehen. Oftmals kann es sehr hilfreich sein, für einige Tage nur Kitchari, Reis oder Gemüsesuppen zu essen.
  3. Clever kombinieren: Auch solltest du bestimmte Nahrungsmittelkombinationen vermeiden. Besonders unverträglich ist die Kombination von Milchprodukten mit Früchten. Milch am besten immer nur alleine konsumieren. Empfehlenswert ist es auch, Proteine nicht untereinander zu kombinieren. Es ist leichter verdaulich, wenn eine Speise nur eine Proteinquelle wie z.B. Hülsenfrüchte enthält.
  4. Schwer verdauliche Lebensmittel meiden: Als eher schwer verdaulich gelten vor allem kalte Milch, Fleisch, Tofu, viele trockene und harte Lebensmittel, Milchprodukte, Rohkost und kaltes Brot. Natürlich ist es wichtig immer mal wieder Rohkost in den Speiseplan einzubauen, jedoch sollte der Großteil der Speisen warm sein.
  5. Agni-Appetizer: Frisch gehackter Ingwer, Zitronensaft und Salz vor dem Mittagessen kauen.
  6. Agni-Getränk: 1/2 Liter Wasser mit frischem Ingwer, Kreuzkümmel und Steinsalz kochen, bis nur noch 1/4 übrig ist. Dann sieben und warm trinken.
  7. Ingwerwasser: Vormittags 1 Liter Ingwerwasser trinken.
  8. Deepana: So werden Gewürze genannt, die Agni anregen. Dazu zählen z.B. Kreuzkümmel, Senfsaat, Hing oder Ingwer. Du kannst dir z.B. als Appetizer ein paar Salbeiblätter mit Fenchelsaat und Steinsalz in der Pfanne mit Ghee knusprig braten und vor dem Essen knuspern. Kapha-Konstitutionen benutzen einfach etwas weniger Fett.
  9. Ayurvedische Kräuter: Trikatu, Triphala oder Gewürzmischungen wie Hingvashtak Churna wirken verdauungsfördernd und helfen die Nahrung besser aufzuschlüsseln.
  10. Alle bitteren und scharfen Gewürze: Kapha-Konstitutionen können alle bitteren und scharfen Gewürze verwenden. Pitta-Typen sollten bevorzugt zu bitteren greifen und Vata beides nur in Maßen konsumieren. Gut für Vata ist Hing/Asafoetida.
  11. Regelmäßige Mahlzeiten: Mit regelmäßigen Mahlzeiten können wir agni auch trainieren. Zwischenmahlzeiten sollten nur bei echtem Hungergefühl eingenommen werden.
  12. Wärme: Warmes Essen und warme Getränke sind die wichtigste Grundregel in der Ayurveda. Warmes Essen muss nicht erst auf Körpertemperatur gebracht werden, regt dein Verdauungsfeuer an und die Nährstoffe können besser aufgenommen werden. Außerdem wirkt es sättigender und befriedigender als kaltes Essen. Warme Getränke unterstützen  den Entgiftungsprozess im Körper. Oft höre ich, dass nicht warm gegessen wird, weil man davon müde wird oder zunimmt. Dies liegt jedoch dann eher an der Auswahl der Speisen oder Art der Zubereitung. Frisch zubereitete und leicht verdauliche Speisen in angemessener Menge sollten uns immer Energie schenken.

Bereits mit einfachen Mitteln können wir selbstbestimmt Einfluss auf unsere Verdauung und unseren Stoffwechsel nehmen und für frische neue Energie in unseren Zellen sorgen. Hast du noch mehr Tipps, die sich einfach umsetzen lassen? Gerne ergänze ich die Liste.

Alles Liebe,
Verena

 

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Quellen:
Nagersheth, Kalyani (2017): Verdauung – die beste Medizin aus zwei Welten: Wie sich Ayurveda und westliche Pflanzenheilkunde ergänzen.
Lad, Vasant (2010): Selbstheilung mit Ayurveda. Das Standardwerk der indischen Heilkunde.

Disclaimer:
Dieser Bericht spiegelt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wider und kann nicht als Empfehlung oder Beratung verstanden werden. Von einer Selbstindikation ist abzuraten.