Ausgeglichenheit predigen und Dogmatismus leben

Ich muss zugeben, Selbstliebe ist ein Begriff, den ich lange Zeit für sehr überstrapaziert hielt. Vor allem in Zeiten, in denen Perfektionszwang und Dogmatismus allgegenwärtig sind und sich Yogis von einer starren Verrenkung in die nächste zwängen. Und zwischendurch noch von Selbstliebe reden.

In all dem Streben nach dem perfekten, ökologisch nachhaltigen und gesunden Leben sollten wir uns vielleicht immer wieder daran erinnern, was es war, das uns zur Yogapraxis oder zu einer gesunden Ernährung geführt hat. War es nicht vielleicht der Wunsch nach Veränderung, nach nachhaltiger Gesundheit, Leichtigkeit oder Tiefe im Leben? Der Wunsch, ein neues Körperempfinden zu erleben, ein tieferes Glück, Ausgeglichenheit und Selbstvertrauen zu empfinden?

Gesundheit und  Glück führen nicht über den grünen Smoothie oder perfekten Handstand

Die Realität sieht oft ganz anders aus. Gesunde Lebensmittel zu essen und Yoga zu praktizieren ist wundervoll, ohne Frage. Wir können jedoch alle veganen Rohkostschokoladen und Gemüsesuppen der Welt essen, am Ende geht es immer um unsere liebevolle Beziehung zu uns selbst und unserer Umwelt.

Deine Yogapraxis und ayurvedische Ernährung oder Lebensweise kann nur dann all ihre heilsamen Qualitäten entfalten, die ihr innewohnen, wenn du dir selbst und deiner Umwelt mit Achtung, Aufmerksamkeit und Verantwortung gegenübertrittst. Negative Gedankenmuster, Zwänge und ein ständiger Selbstoptimierungsdruck können uns emotional schwächen und auch auf physiologischer Ebene langfristig schaden.

Gleichzeitig haben positive Gedanken und Handlungen eine unglaubliche und auch heilende Kraft und können dich nähren und bereichern.

Nichts ist so stark wie die Sanftheit und nicht ist so sanft wie wahre Stärke.

Oftmals leben wir in dem Irrglauben, dass wir nur mit Verbissenheit und Härte unsere Ziele im Leben erreichen können. Das Leben zeigt uns jedoch immer wieder auf, dass genau das Gegenteil eigentlich der Fall ist. Vielleicht hast du auch schon mal die Erfahrung machen können: Umso entspannter und gelassener du in schwierigen Situationen warst, umso besser konntest du sie meistern. Erst mit Sanftheit haben wir Zugriff auf unser wahres Potenzial.

5 Tipps um mehr Leichtigkeit und Liebe in deinen Alltag zu integrieren

  1. Versuche die Welt als Kind zu sehen: Praktiziere deine Asanas so, als hättest du noch nie etwas von Alignment, Atemtechniken und perfekten Posen gehört. Stelle deine Lieblingsmusik an. Atme tief ein und atme aus. Bewege dich im Rhythmus deines Atems. So wie es sich gut anfühlt. Versuche auf deine Intuition zu hören, sei spielerisch und kreativ.
  2. Soulfood: Hast du auch ein paar Gerichte, die du über alles liebst und die in dir Wohlgefühl, Weichheit und pures Glück auslösen? Nicht nur der Nährwert unserer Gerichte ist wichtig, sondern vor allem auch die Emotionen und die Einstellung, die wir unserem Essen gegenüber haben. Integriere immer mal wieder ein solches Gericht in deinen Speiseplan, ob vermeintlich gesund oder nicht.
  3. Höre auf dich mit anderen zu vergleichen: Vergiss all die erfolgreichen Super-Yogis, die neben Business und drei Kindern noch eine regelmäßige einstündige Morgenpraxis haben und lasse dich nicht von Instagram & Co einschüchtern. Die Realität sieht völlig anders aus. Genieße lieber das wahre Leben.
  4. Reduziere deine Worte: Macht es wirklich Sinn, zu allem seinen Senf dazuzugeben? Frage dich jedes Mal: Ist es lebensbejahend? Ist es sinnvoll und notwendig?
  5. Practice and everything will come: Alle Theorie mag ja interessant und sinnvoll sein. Aber: Eine erlebte Körper-Geist-Verbindung, das Verschmelzen und Eintauchen mit dem Moment – all dies sind Dinge, die nur in der Ausübung der Praxis entstehen. Praktiziere regelmäßig, höre in dich hinein. Atme, lebe, liebe.

Alles Liebe!
Verena

 

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