Wenn kein Dein Verdauungsfeuer ist ziemlich launisch und macht gerne mal, was es will? Dann bist du hier genau richtig. Denn mit einer individuell abgestimmten Ernährung und bestimmten Routinen können wir nicht nur Beschwerden entgegenwirken, sondern unser Verdauungsfeuer auch langfristig stabilisieren.

Die Kraft, mit der unsere individuelle Verdauung funktioniert, wird im Ayurveda agni genannt. Alles im Ayurveda dreht sich rund um unser Verdauungsfeuer. Wenn agni stark ist und gut funktioniert, wird all die aufgenommene Nahrung vollständig abgebaut und verdaut. Dann kann sie uns auf ihrem Weg durch die Gewebe nähren und uns Energie schenken. Da Verdauungsbeschwerden die Ursache vieler Dysbalancen darstellt, wird im Ayurveda immer zuerst der Zustand des Verdauungsfeuers analysiert. Viele Beschwerden bessern sich automatisch, wenn die Verdauung optimiert wird.

Viele von uns haben mit einer wechselhaften und unregelmäßigen Verdauung zu kämpfen, fühlen sich ständig müde nach dem Essen oder leiden an Schlafstörungen. Aus ayurvedischer Perspektive würde man sagen, dass agni zu schwach ist und das Verdauungsfeuer nur eingeschränkt brennt.

Wie du ein schwaches Agni erkennst

Auch wenn man keine Störung in der Verdauung direkt wahrnimmt, so kannst du agni-Störungen an bestimmten Symptomen erkennen. Das deine Verdauungskraft eingeschränkt ist, erkennst du daran, dass du

  • keine Energie hast und dauernd müde bist
  • schnell frierst und unregelmäßig Appetit hast
  • häufig Blähungen hast, einen aufgeblähten Bauch oder Verstopfung
  • eine wechselhafte und unregelmäßige Verdauung hast
  • häufig schlecht schläfst und dich nicht ausgeruht fühlst

Der Ayurveda gibt uns viele hilfreiche Tipps, wie wir unser agni trainieren und nachhaltig stärken können.

Besser leicht: Was leicht verdaulich bedeutet

Pitta: Pitta-Typen haben meist ein gut funktionierendes Verdauungsfeuer, regelmäßig Hunger und benötigen auch ihre drei Mahlzeiten pro Tag. Sie tendieren eher zu einem übermäßig stark brennendem Verdauungsfeuer, was sich auch mal durch Durchfall, Entzündungen oder Sodbrennen äußern kann. Am besten vertragen Pittas Nahrung, die mild, bitter, zusammenziehend und süß ist.

Vata: Vata-Typen haben oftmals eine sensible und eher schwache Verdauung und neigen zu unregelmäßigem Appetit, Verstopfung, Blähungen, Blähbauch und Gewichtsabnahme. Sie vertragen ölige, befeuchtende, süße, saure und salzige Speisen besonders gut.

Kapha: Kaphas haben einen soliden, aber eher langsamen Stoffwechsel. Sie vertragen anregende Speisen mit den Geschmacksrichtungen scharf, bitter und zusammenziehend besonders gut.

Bei einer schwachen Verdauung ist es in jedem Falle für alle angebracht, das Verdauungsfeuer zu entlasten und gleichzeitig zu stärken. Manchmal ist es jedoch gar nicht so leicht, herauszufinden, welche Speisen und Lebensmittel denn nun gut und leicht verdaulich für uns sind.

Doch was heißt leicht verdaulich überhaupt? Eine Mahlzeit gilt als leicht verdaulich, wenn die Verdauungsenzyme die Zutaten leicht aufspalten können. Dies kann je nach Dosha-Typ und individueller Verdauungskraft sehr verschieden sein: Während Vata-Typen z.B. ölige Nahrung und Fette oft sehr gut vertragen, sollten Pittas diese nur in angemessener Menge konsumieren und bevorzugt zum leicht verdaulichen Ghee greifen. Oft können wir diejenigen Nahrungsmittel nicht so gut verdauen, die unserem Dosha nicht zuträglich sind.

Sicher kennst du auch die Lebensmittellisten, die im Ayurveda gerne als Orientierungshilfe verwendet werden. Dort erhältst du bereits einige Hinweise, welche Lebensmittel für dein Dosha eher gut und weniger gut geeignet sind. Doch besser ist es immer in sich hineinzuspüren, welche Lebensmittel und Gerichte du individuell am besten verträgst und verdauen kannst. Wenn du zwei Stunden nach dem Essen ein Gefühl der Leichtigkeit verspürst und dich weder schlapp noch müde fühlst, dann ist dies ein Zeichen für eine gute Verdauung.

Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Lebensmittel schwer verdaulich sind, wenn die Verdauungsenzyme dafür fehlen, sei es nun durch eine individuelle Verdauungsschwäche oder genetisch bedingt. Allgemein unterscheidet der Ayurveda verschiedene Kategorien von schwer verdaulichen Lebensmitteln. Der hierzulande gerne als leicht verkaufte Blattsalat zeigt sich dabei bei näherer Betrachtung als ganz schön schwer.

Diese Lebensmittel gelten eher als schwer verdaulich:

  • Harte und unreife Lebensmittel: Ganze Nüsse, Mengen an Samen und Kernen, viel Brot, rohes und hartes Obst wie Äpfel und Birnen, Rohkost (z.B. Blattsalat, Kohl, Möhren), Hülsenfrüchte wie dicke Bohnen und Mais
  • Feste Struktur und Proteinbomben: Fleisch, Wurst, Meeresfrüchte, Eier und Tofu sind aufgrund ihrer festen Konsistenz manchmal gar nicht so leicht aufzuspalten, vor allem wenn die Proteine noch untereinander kombiniert werden.
  • Lebensmittel, die “Kleberstoffe” enthalten: Getreide wie Weizen, Dinkel und Roggen, Zucker (vor allem in Kombination mit Milch), Backwaren, Kuchen, Milchschokolade

Natürlich sollten wir auch bei einer wechselhaften Verdauung darauf achten, dass wir ausreichend Nährstoffe zu uns nehmen und uns nicht zu einseitig ernähren. Hierfür habe ich dir ein paar Tipps zusammengestellt, die du einfach in deinen Alltag einbauen kannst.

Agni stärken: Ayurvedische Ernährung bei schwacher Verdauung

  1. Generell gilt: Iss und trink nur das, was du auch verdauen kannst. Jeder noch so vermeintlich gesunde grüne Smoothie ist für dich nutzlos, wenn er nicht verdaut werden kann. Bei Verdauungsstörungen und Energiemangel ist es immer besser, bevorzugt zu gekochten und warmen Speisen zu greifen. Flüssige und warme Mahlzeiten sind genau das, was dein Verdauungssystem dann braucht. Brot, Milchprodukte, raffinierter Zucker, Fleisch, Fisch, Eier und Rohkost sollten bei schwacher Verdauung überwiegend gemieden werden.
  2. Agni entlasten: Ein einfacher Trick, um das Essen besser verdaulich zu machen, ist, wenn du deiner Verdauung bereits einen Großteil der Arbeit abnimmst. Du kannst Rohkost fein raspeln, Gemüse pürieren oder schwer verdauliche Lebensmittel als Eintopf gekocht und mit vielen Kräutern und Ghee servieren. Weiche und cremige Speisen sind immer leichter verdaulich, als trockene und harte. Deswegen solltest du dein Essen auch immer gut kauen.
  3. Nachwürzen: Wenn du z.B. beruflich bedingt trotzdem immer mal wieder kalte, harte oder trockene Mahlzeiten isst, hilft es auch, das Essen mit ein paar anregenden Gewürzen und Kräutern und 1 TL Ghee nachzuwürzen. Du kannst z.B. deine eigene Dosha-Balance-Mischung und ein kleines Töpfchen Ghee immer dabei haben. Zu harten Gerichten wie Brot kannst du auch schluckweise einen warmen Tee trinken, das verbessert die Verdauung.
  4. Zeit: Eine regelmäßig Ernährung mit warmen und leicht verdaulichen Speisen kann Wunder wirken. Regelmäßigkeit in der Ernährung und im Leben helfen dir dabei, dein agni zu trainieren und zu stabilisieren. Außerdem sorgt dies für Stabilität und Erdung und ist gerade für Vatas besonders wichtig, die schnell zu Gewichtsabnahme und innerer Unruhe tendiere Aber: Mehr ist nicht mehr! Besonders ein schwaches Verdauungsfeuer profitiert ungemein von langen Abständen zwischen den Mahlzeiten! Die klassische ayurvedische Ernährung sieht nur zwei Mahlzeiten pro Tag vor, probiere es, ob es dir hilft. Grundsätzlich gilt: Nur dann essen, wenn das Verdauungsfeuer brennt und echter Hunger da ist!
  5. Hochwertige Fette: Du kannst jede Mahlzeit mit mindestens 1 EL Ghee zubereiten. Ghee hält deinen Darm geschmeidig und verbessert deine Verdauung.

Frühstück

Vor dem Frühstück einen warmen Ingwertee mit einem Spritzer Zitronenwasser trinken. Danach kannst du bei Hunger ein warmes Porridge mit anregenden Gewürzen und gedünstetem Obst essen. Schwer verdauliche Eierspeisen, Tofu oder trockenes Brot sind eher nicht geeignet. Sehr gut verdaulich sind morgens auch gedünstete Äpfel mit Gewürzen, sie sind leicht und man baut bis zum Mittagessen richtig Hunger auf. Wenn kein Hunger da ist, auch nichts essen.

Beispiele: Hirsegrießporridge, gedünstetes Obst, Reisporridge mit Kokosmilch 

Mittagessen

Gedünstetes Gemüse mit Getreide und vielen anregenden Gewürzen und Kräutern und Ghee. Sehr proteinhaltige Gerichte wie Mung Dal mittags essen. Um die Verdauung zu stärken, kannst du zum Mittagessen oder nachmittags eine ayurvedische Buttermilch trinken. Mixe hierfür Bio-Naturjoghurt mit Wasser im Verhältnis 1:4 und füge Kreuzkümmel, eine Prise Salz und etwas Koriander hinzu. Nach dem Mittagessen unbedingt einen Mittagsschlaf vermeiden.

Beispiele: Kitchari, Linsensuppe, Rote-Bete-Salat, Gurkensalat, warmer Fenchelsalat, Gemüse mit Kokoscurry, Reisnudeln mit Kokossoße, gebackener Ofenkürbis mit Avocado, Möhren-Ingwersuppe, Poha

Snacks

Süße Ingwerstäbchen, Datteln, gebackene Früchte, Kokosbällchen

Abendessen

Leicht verdauliche Gerichte wie Suppen oder gekochtes Gemüse.

Beispiele: Spargelsuppe, Kürbissuppe, Reissuppe, Kitchari, Gemüsesuppe, Curry mit Reis

Gute Lebensmittel bei schwacher Verdauung

Getreide, Linsen, Hülsenfrüchte und Pseudogetreide: Reis, etwas Quinoa, Hirse, Erdmandel, Amaranth, grüne Bohnen, rote und gelbe Linsen, Mungbohnen. Wenn du Hülsenfrüchte kochst, solltest du diese immer mit Asafoetida/Hing, Ghee und einem großen Spritzer Zitronensaft zubereiten.

Gemüse: Kürbis, Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzel, Rote Bete, Sellerie, Süßkartoffel, Zucchini, gekochte Zwiebel, etwas Spinat, Mangold, Fenchel, etwas Blumenkohl, etwas Rucola

Obst und Trockenfrüchte: Aprikosen, Kirschen, Papaya, Mango, süße Beeren, Zitrusfrüchte, wenig Avocado, Honigmelone, Trauben, süße Pflaumen, Pfirsiche, Erdbeeren, Datteln, Feigen, Rosinen

Nüsse und Samen: Kürbiskerne, Sesam, Tahini, Mandelmus, Mandeln, Kokosnuss

Fette: Ghee und Sesamöl

Kräuter und Gewürze: Asafötida/Hing, Bockshornkleesamen, Basilikum, Anis, Fenchelsamen, Kurkuma in Maßen, Ingwer, Kardamom, Zimt, Koriander, Muskatnuss, Nelken, Oregano, Safran, Salz, Pfeffer, Senf, Thymian, Selleriesamen, Ajwain, langer Pfeffer, Kreuzkümmel, Kümmel

Natürlich ist es immer besser, wenn du in dich hineinspürst und ein Gefühl für deine Bedürfnisse entwickelst, anstatt dich an Listen zu orientieren. Mit der Zeit wirst du immer feinfühliger und erkennst immer schneller, was dir wirklich gut tut und was nicht.

Hier erhältst du weitere Tipps, wie du mit Getränken und kleinen Gewürzmischungen dein Agni stärken kannst. Wie wir essen ist jedoch genauso wichtig, wie das, was wir essen. Bereite deine Mahlzeiten also liebevoll zu, iss in Ruhe und schöner Atmosphäre und kaue dein Essen gründlich. Mach aus deinen Mahlzeiten ein schönes Ritual.

Eat with love, love your food and love yourself!

Alles Liebe,
Verena

 

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Disclaimer:
Dieser Bericht spiegelt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wider und kann nicht als Empfehlung oder Beratung verstanden werden. Von einer Selbstindikation ist abzuraten.