Es gibt wenige Dinge, dich mich so sehr in den Bann ziehen, wie die Heilkraft der Kräuter und Gewürze. Alles, was ich über Heilkräuter lerne, fasziniert mich so sehr, dass ich das Wissen aufsauge, als hätte ich schon immer draauf gewartet. Deswegen möchte ich dir heute einen kleinen Einblick in die ayurvedische Pflanzenheilkunde geben und dir die wichtigsten Gewürze für die kalte Jahreszeit vorstellen, die in keinem Gewürzschrank fehlen sollten.

Gewürze, die uns heilen

Schon immer zählen Kräuter und Gewürze zu den Grundpfeilern jeglicher Naturheilkunde und auch der Ayurveda bedient sich dieser uralten Wissensbestände. Doch die ayurvedische Pflanzenheilkunde ist tiefgehender und komplexer, als wir es uns vorstellen können.

In der klassischen Ayurveda-Literatur werden die Heilqualitäten der Kräuter sehr ausführlich beschreiben. Die spezifische Heilkraft eines Gewürzes hängt vom Geschmack (rasa) und den jeweiligen Eigenschaften (guna) ab. Diese entscheiden über die Wirkung, die Menge und die Art der Darreichung. Auch die thermische Potenz (virya) sowie der Effekt nach der Verdauung auf den Körper (vipaka) sind wichtige Prinzipien für den gezielten Einsatz.

Doch auch ohne die alten Schriften gelesen zu haben, kannst du mit einfachen Mitteln für ein Mehr an Wohlbefinden und Energie sorgen. Mit diesem Wissen um die Wirkungskraft von Nahrungsmitteln und Kräutern, sind wir in der Lage, uns im Alltag auszubalancieren und unser Verdauungsfeuer zu stabilisieren. Bereits einfache Dinge können viel bewirke: So ist Reis mit Joghurt und kühlenden oder milden Gewürzen wie Fenchel und Koriander ein wirksames Mittel bei Durchfällen, während im Winter für die Stärkung des Verdauungsfeuers sehr gerne anregende Kräuter wie Ingwer und langer Pfeffer eingesetzt werden. Jedes Gewürz kann Heilkraut sein.

 

Warum ein starkes Agni von großer Bedeutung ist

Viele haben in der kalten Jahreszeit mit einem wechselhaften Verdauungsfeuer, Erkältungen, Müdigkeit oder ständigen Infekten zu kämpfen. Ein starkes Verdauungsfeuer erfüllt auch im Winter eine wichtige Funktion bei der Erhaltung unserer Gesundheit.

Denn nach ayurvedischer Vorstellung ist Agni auch verschiedenen Ebenen im Körper wirksam. Es ist im Verdauungstrakt (jatharagni), in den wichtigsten Stoffwechselorganen (bhutagni) und auf Gewebsebene (dhatv-agni) aktiv und steuert sämtliche Stoffwechsel- und Verdauungsprozesse. So ist Agni also auch im Rahmen einer gesunden Gewebeeentstehung und -regeneration hervorzuheben. Dies macht deutlich, warum das komplexe Thema Agni im Ayurveda eine derartig große Rolle spielt, da es auch für ein starkes Immunsystem sorgt und alle schädlichen Stoffwechselzwischenprodukte (Ama) verbrennt. Agni ist unsere Lebenskraft.

Ayurvedische Gewürze für ein starkes Agni im Herbst und Winter

Kräuter und Gewürze bilden auch das Herzstück der ayurvedischen Küche. Heute möchte ich dir gerne meine Lieblinge aus der ayurvedischen Küche vorstellen, die für ein starkes Agni sorgen.

Ingwer: Appetitanregend, verbrennt Ama (wird in eine ausscheidungsfähige Form umgewandelt), wirkt Übelkeit und Brechreiz entgegen, für alle Doshas geeignet. Täglich morgens 1 Liter heißen Ingwertee trinken

Granatapfel: Appetitanregend

Koriander: Reduziert vor allem Pitta, bei allen Pitta-Erkrankungen (z.B. Gastritis) geeignet, entkrampfend, für alle Doshas geeignet

Fenchelsamen: Reduziert vor allem Pitta, bei allen Pitta-Erkrankungen (z.B. Gastritis) geeignet, entkrampfend, für alle Doshas geeignet

Kreuzkümmel: Reguliert die Vata-Bewegung (wie Störungen der Peristaltik oder ähnliches)

Nelken: Pitta-reduzierend, hilft bei Magenübersäuerung, regt Agni an, für alle Doshas geeignet

Kurkuma: Blutreinigend, regt Leber und Galle an, reduziert alle Doshas

Amalaki: Reduziert Pitta und hilft bei allen Pitta-Störungen des Verdauungstraktes

Süßholz: Gut für die Pflege der Schleimhäute, hilft bei Übersäuerung und anderen Pitta-Störungen. Kann unregelmäßig als Tee-Aufguss getrunken werden.

Ajowan: Bringt Vata in die richtige Richtung, hilft bei Blähungen und regt Agni an

Hing/Asafoetida: Bringt Vata in die richtige Richtung, hilft bei Blähungen und regt Agni an

Haritaki: Rasayana und sanftes Abführmittel

Pippali: Regt alle Ebenen von Agni an und verbrennt Ama (wird in eine ausscheidungsfähige Form umgewandelt)

Citraka: Sehr stark erhitzend, verbrennt Ama und hilft bei Appetitlosigkeit oder Amavata

Vaca: Agni anregend

 

Gewürzmischungen für Herbst und Winter

Du kannst auch kombinierte Präparate verwenden. Die wichtigsten für ein starkes Agni sind:

Trikatu Curna (Kombination aus Ingwer, langer Pfeffer und Pfeffer): Agni-anregend, vor allem für Kapha und bei Ama geeignet. 1/4 TL mit etwas Honig einnehmen.

Triphala Curna (Kombination mit Haritaki): mildes Abführmittel. Bei schwacher Verdauung kann 1 TL mit heißem Wasser abends vor dem Schlafen gehen eingenommen werden.

Hingvastaka-Curna (8 Gewürze mit Hing): Blähungen, wirkt entkrampfend, reguliert Vata. 3/4 TL mit etwas warmen Ghee vor jeder Mahlzeit einnehmen.

Im Winter habe ich diese Gewürzmischungen immer zu Hause und auch auf Reisen können sie sehr nützliche Begleiter sein.

Viele Kräuter haben eine stärkere Wirkung auf den Organismus, als oft angenommen wird. Achte deswegen immer auf deine individuelle Konstitution und auf dein aktuelles Wohlbefinden. So kannst du dich langsam und nachhaltig in Balance essen.

Alles alles Liebe,

Verena

 

Hier erhältst du weitere Tipps für ein starkes Verdauungsfeuer: